Der Schlüsselbund

Der Schlüsselbund von Mirav

Dieser Schlüsselbund gehörte zu meiner Eigentumswohnung in Aleppo. Das Haus war Teil eines größeren Wohnprojekts und hatte vier Stockwerke. Im obersten wohnte ich mit meiner Familie. Im Haus lebten noch neun weitere Familien. Bevor wir einziehen konnten, haben wir sieben Jahre lang den Kaufpreis in Raten abbezahlt. Es war eine schöne Wohnung.

Das einzige Foto, das ich noch von der Wohnung habe, weil die anderen Fotos auf dem Handy auf der Flucht zerstört wurden, zeigt meine damals siebenjährige Tochter Rosel im Wohnzimmer. Sie zeigt stolz, dass sie sich wie ich ein Tuch um den Kopf gebunden hat, weil wir gleich in die Küche gehen wollen und unsere Haare den Essengeruch nicht annehmen sollten.

Der Schlüsselbund mit den Farben Kurdistans – Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Nach Zahlung der letzten Rate und dem Einzug konnten wir nur eineinhalb Jahre in der Wohnung leben, bis der Krieg und die Zerstörung Aleppos begannen. Nachdem der Rest unserer Familie nach Afrin gezogen war, lebten mein Mann, die beiden Kinder und ich von 2011 bis 2012 in der umkämpften Stadt, weil wir nicht durch die Kriegsparteien hindurch zu unserer Familie gelangen konnten. Es war ein Jahr ohne Elektrizität und bald auch ohne Fenster, die durch die Bombenexplosionen zerborsten waren. Nur ein Mann lebte ebenfalls noch im Haus.

Schließlich konnten wir ins Haus meines Vaters ziehen und erfuhren dort, dass unser Haus einen Tag später durch eine Bombe zerstört worden war. Als wir aus dem Haus weggingen, nahm ich die Schlüssel mit in der Hoffnung, wieder zurückkehren zu können. Das Band am Schlüsselring hat übrigens die Farben Kurdistans.

Mirav

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